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Sprechen mit Demenzkranken: So gelingt eine erfolgreiche und positive Kommunikation

Lustlosigkeit, Gedächtnisverlust, Orientierungslosigkeit, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Sprachstörungen: Die Liste der Symptome einer Demenzerkrankung ist lang. Neben einer frühzeitigen Diagnose ist besonders eine angemessene Kommunikation wichtig, um den Krankheitsverlauf zu entschleunigen. Denn nur dann können Angehörige und Pflegekräfte Zugang zu den Betroffenen und ihren Emotionen finden – und schlussendlich weitere Behandlungen einleiten.
Die Beeinträchtigung des Gedächtnisses bei Demenzpatienten trägt auf zwei Weisen zu einer erschwerten Kommunikation bei: In erster Linie verstehen Erkrankte oft die Aussagen ihres Gegenübers sprachlich nicht – gleichzeitig stellt die Wortfindung und das gedankliche Formulieren einer Antwort mit dem Fortschreiten der Erkrankung ein immer größer werdendes Problem dar.

Einfach und unmissverständlich kommunizieren

Um eine erfolgreiche und positive Kommunikation zu ermöglichen, sollten Angehörige und Pflegekräfte deshalb im Umgang mit Demenzkranken im ersten Schritt auf eine unmissverständliche und einfache Sprache setzen. So kann ihr Gesprächspartner ihre Aussagen leicht entschlüsseln, womit die erste Hürde in der Kommunikation genommen ist.

Besonders hilfreich sind dabei folgende Tipps:

1. Sprechen Sie Ihr Gegenüber namentlich an.

Damit eröffnen Sie die Unterhaltung auf eine positive Art und Weise: Ihr Gesprächspartner weiß, dass er gemeint ist, bekommt ein Gefühl der Vertrautheit vermittelt und wird unmissverständlich in die Gesprächssituation eingebunden.

2. Halten Sie Blickkontakt.

Verbunden mit dem Gedächtnisverlust ist auch die zunehmende Orientierungslosigkeit. Mit ständigem Blickkontakt halten Sie die Person in der Gesprächssituation und vermeiden, dass sie abschweift und sich verloren und damit unwohl fühlt.

3. Sprechen Sie in kurzen Sätzen mit unkompliziertem Satzbau.

So bedarf es keiner mühsamen Verknüpfung verschiedener Satzteile. Das würde die Entschlüsselung Ihrer Aussage nur unnötig erschweren.

Sprachstoerungen erschweren das Verständnis und die Verständigung
Um ein Buchstaben-Chaos im Kopf des Betroffenen zu vermeiden, sollten Sie eine einfache Sprache verwenden.
4. Benutzen Sie für die gleiche Sache fortwährend die gleiche Formulierung.

Kündigen Sie täglich wiederkehrende Aktivitäten an oder stellen Sie häufig dieselbe Frage, so kann es einer demenzkranken Person helfen, wenn Sie stets denselben Wortlaut dafür verwenden, denn: Die Satzmelodie hat gute Chancen sich im Gedächtnis zu verankern.

5. Achten Sie auf eine langsame und deutliche Aussprache.

Damit beugen Sie einer Frustration Ihres Gegenübers vor. Demenzpatienten fühlen sich schnell schuldig, wenn sie etwas nicht verstanden haben – obwohl eine schlechte Akustik der Grund des Nichtverstehens ist.

Laecheln verleiht jedem Menschen direkt ein gutes Gefuehl
Wie das bekannte Sprichwort bereits besagt: "Ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte"
6. Nutzen Sie nonverbale Kommunikation – also Gestiken, Mimiken und Berührungen.

Sie können Gesagtes auf diese Weise unterstreichen oder in gewissen Situationen ausschließlich darauf setzen. Der Vorteil: Nonverbale Kommunikation ist intuitiv, sprich: sie wird selten missverstanden.

7. Fokussieren Sie sich auf eine Kernaussage.

So kann sich Ihr Gesprächspartner ausschließlich auf ein Thema konzentrieren und die Gefahr für Verwirrung sinkt. 

8. Vermeiden Sie zweideutige Aussagen.

Ob Ironie, Sarkasmus oder Metaphern – Ihre intendierte Botschaft wird bei Demenzkranken wahrscheinlich nicht ankommen. Setzen Sie stattdessen auf eine eindeutige Formulierung, die wörtlich gemeint ist.

9. Wiederholen Sie Ihre Aussagen.

Je öfter der Mensch eine Information hört, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Gedächtnis bleibt – das ändert sich auch bei Demenzkranken nicht. Achten Sie bei der Wiederholung idealerweise auf eine immer wiederkehrende Formulierung.

Antworten so leicht wie möglich machen

Nachdem Ihr Gesprächspartner Ihre Aussage entschlüsselt hat, wird er antworten wollen. Um diesen Schritt für ihn so einfach wie möglich zu gestalten, gibt es einige Tipps, die Sie bereits bei der Formulierung Ihrer Fragen und Aussagen beachten können:
10. Stellen Sie keine Warum-, Weshalb-, Wann- und Wo-Fragen.

Denn sie erfordern stets eine ausführliche und meist auch komplizierte Antwort von Ihrem Gegenüber.

11. Wann immer möglich: Ja-/Nein-Fragen stellen.

Möchten Sie eine demenzkranke Person um eine Entscheidung bitten, so ist es am einfachsten, einen konkreten Vorschlag zu machen. Fragen Sie also lieber „Möchtest du heute den roten Pullover anziehen?” und halten ihn dabei idealerweise in die Luft, als eine offene Frage wie „Was möchtest du heute anziehen?” zu stellen. Mit der zweiten Fragen fühlt sich die betroffene Person möglicherweise überfordert, weiß sie doch mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, aus welchen Optionen sie überhaupt wählen kann.

12. Seien Sie freundlich und zugewandt.

Ihr Gegenüber fühlt sich verstanden und sie erschaffen damit einen positiven Rahmen für ein harmonisches Gespräch.

13. Lassen Sie Zeit zum Antworten.

Bei einer Sprachstörung kann es etwas länger dauern, bis die betroffene Person die richtigen Worte gefunden hat. Also: Ruhe bewahren, geduldig sein und Ihrem Gegenüber damit zeigen, dass das kein Problem ist. So bleibt die Kommunikation positiv und es droht kein unnötiges Aufkommen von Frustration.

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Verwenden Sie Ihre Körpersprache, um Ihrem Gegenüber zu vermitteln, dass Sie interessiert und der Unterhaltung zugewandt sind
14. Hören Sie aufmerksam zu und achten Sie auf die Körpersprache.

Auch wenn Sie nicht die Antwort erhalten, die Sie sich erhofft haben: Jede Aussage Ihres Gesprächspartners enthält eine wichtige Information, die viel über den Gemütszustand verrät. Auch Mimik und Gestik sind sehr aufschlussreich. Ihre Aufmerksamkeit spürt auch die betroffene Person und wird sie Ihnen danken.

15. Nehmen Sie Ihr Gegenüber ernst.

Dieser Tipp geht mit dem vorherigen einher: Nehmen Sie die Signale nicht nur wahr, sondern auch ernst. Es hat einen Grund, weshalb eine erkrankte Person sich mitten im Gespräch einfach wegdreht oder die Stirn runzelt – auch wenn Sie diesen Grund nicht auf Anhieb kennen. Gehen Sie auf alles ein, was Ihnen Ihr Gegenüber vermittelt und zeigen Sie ihm, dass Sie ihn und seine Empfindungen wertschätzen. So können Sie vermitteln, dass Ihr Gesprächspartner Ihnen vertrauen kann und können dadurch einen neuen, intimen Zugang zu ihm finden.

16. Zeigen Sie Anerkennung.

Demenzkranke Menschen können einige einst alltägliche Tätigkeiten nicht mehr so ausführen wie früher. Das merken sie oft selbst. Umso wichtiger ist es also, auch kleine Erfolgserlebnisse in der Kommunikation hervorzuheben und anzuerkennen. Das vermittelt ein positives Gefühl und motiviert die Betroffenen, weiterhin an sich zu arbeiten, um das Fortschreiten der Krankheit eindämmen zu können.

Umarkungen sind mindestens genauso wichtig wie Gesprochenes
Gestik, Mimik, Berührungen – wir können auch ohne Worte kommunizieren.

Fazit

Selbstverständlich ist ein jeder Patient individuell. Sprachstörungen sind immer unterschiedlich stark ausgeprägt, weshalb es auch kein Universalrezept für eine erfolgreiche Kommunikation gibt. Dennoch gilt: Eine unmissverständliche Sprache hilft immer. Je nach Schweregrad der Sprachstörung kann diese weiter vereinfacht werden. Doch das allerwichtigste ist, dass wir im Gespräch mit Demenzkranken einfühlsam sind, auf ihre Gefühle achten und ihnen mit Liebe begegnen. Denn nonverbale Kommunikation muss man nicht verstehen – man spürt sie einfach. Und das fällt auch den meisten Betroffenen ganz leicht.

Autorin:
Nadine Holzer

Quellen:
Alzheimer Info: Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz, Ausgabe 2/2019.

https://www.deutsche-alzheimer.de/unser-service/archiv-alzheimer-info/kommunikation-mit-menschen-mit-demenz-guter-kontakt-ist-moeglich.html

https://www.wegweiser-demenz.de/informationen/alltag-mit-demenzerkrankung/tipps-fuer-angehoerige/richtig-kommunizieren.html

https://www.jedermann-gruppe.de/tipps-demenz-umgang/

Bildquellen:

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